Freitagsansprache von 13.11.2015

von Ayatollah
Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des
Allerbarmers

Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm
für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in
allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein
Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen
und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und
Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

Das Recht der Ohren

In
der “Abhandlung der Rechte” Risalat al- Huquq seiner Exzellenz,
Imam Sajad A.S. wurde im Rahmen der Rechte der sieben Körperteile darauf
hingewiesen. Jeder einzelne dieser Körperteile kann nämlich eine tragende Rolle
in der Glückseligkeit oder aber auch Grausamkeit des Menschen spielen. Diese
Thematik hängt in Wirklichkeit von der Art und Weise der Nutzung dieses
göttlichen Segens ab. Aus diesem Grund sollte man beachten, dass die Einhaltung
dieser Rechte für diejenigen Menschen, welche dabei sind, ihre geistige und
spirituelle Entwicklung und Vollkommenheit zu erlangen, sehr wichtig ist und
nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.

Diese
Angelegenheiten bilden nämlich Eintrittswege in das Herz und die Seele des
Menschen und man muss aufpassen, dass nicht jede willkürliche Thematik sich den
Weg in das Territorium des menschlichen Körpers bahnt. Die Sammlung dieser
Erfassungen wird nämlich einen Ausgang besitzen, der genau auf den im Herzen
eigetretenen Weg abgestimmt ist. Aus diesem Grund verweist seine Exzellenz,
Imam Sajad A.S. , in Bezug auf die Rechte dieser Körperteile auf sehr
bedeutende Aspekte. In Bezug auf das Recht der Ohren äußert seine Exzellenz
folgendes: “Das Recht der Ohren besteht darin, dass sie davor rein
gehalten werden, der Weg zu deinem Herzen zu sein, außer für eine gute
Nachricht, die sich in deinem Herzen wieder findet oder wenn sie dir eine
gnädige Wohlgesinnung beschert. Die Ohren bilden nämlich die Türen des Herzens
und sie übermitteln dem Herzen die Bedeutung von Gut oder Böse oder Belastungen
und stellen eine Kraft dar, die dem Menschen allein seitens des allmächtigen
Gottes zuteil wurde.”[1]

Zweifellos
stellen die Ohren für viele Thematiken den Eingang zum Herzen dar. Aus diesem
Grund muss man die Ohren vor allem bewahren. Als eine Person seine Exzellenz,
Imam Ali A.S. , fragte und nach dessen Leitung bat, äußerte seine Exzellenz
A.S. folgendes: “Oh Fragender, höre zuerst zu, glaube es danach und
setze dich dann erst an die Arbeit und trete in die Phase der praktischen
Umsetzung ein.”[2]

Die
Bedeutung der Thematik der “Ohren” besteht im heiligen Koran in einem
solchen Ausmaß, dass der Begriff “Ohr” in den Texten des heiligen Korans
sogar vor dem Auge und dem Herzen priorisiert wird. Wie beispielsweise in den
folgenden heiligen Koranversen:

 1. ” Sprich: “Wer versorgt
euch vom Himmel her und aus der Erde? Oder wer ist es, der Gewalt über die
Ohren und die Augen hat?” Yunus | 10: 31 .

2.
” Wahrlich,
das Ohr und das Auge und das Herz sie alle sollen zur Rechenschaft gezogen
werden.” Al- Isra | 17: 36 . Und auch zahlreiche weitere Koranverse, die
in Bezug auf diese Thematik offenbart wurden.[3]

Der
Grund für die Prävalenz der Ohren über die Augen liegt jedoch möglicherweise
darin, dass das Sichtfeld der Augen von allen Seiten beschränkt ist. Das
menschliche Ohr besitzt jedoch die Kraft, auditive Informationen aus sechs
Dimensionen und Richtungen zu empfangen. Daher sind die Fähigkeiten der Ohren
vielleicht viel höher und besser als die Fähigkeiten der Augen. Auch in der
Katharsis und dem praktischen Verhalten ist deren Bedeutung sehr hoch, sodass
seine Exzellenz, Imam Sajad A.S. , folgendes äußerte: Der Begriff ” سمع ” “Sam” = Ohr arabisch
besitzt im heiligen Koran viele Bedeutungen. Der Begriff “Sam” wird
zunächst manchmal als Bezeichnung für eine Gruppe verwendet und besitzt die
Bedeutung der Gruppe. Und manchmal wird der Begriff “Sam” als
Infinitiv verwendet und impliziert die Leere und Fülle und benötigt keinerlei
Zusammenfassung. Die Varietäten der Wahrnehmungen und Ansichten in Bezug auf
die Darlegungen sind wesentlich höher. Aus diesem Grund werden die Begriffe
” قلوب
” “Gholoub” = Herzen arabisch und  ” ابصار ” “Ebsar” = Augen
arabisch paarweise und im Plural erwähnt, aber der Begriff “Sam”
erscheint als Singular.

Zusammenfassend
muss der Mensch auf seine Ohren achten und es vermeiden, islamrechtlich verbotene
haram   Thematiken und sinnlose und
vergebliche Reden zu hören. Seine Exzellenz, Imam Ali A.S. äußert in Bezug
auf die Frommen nämlich folgendes: “Sie sind Menschen, welche ihren
Gehörsinn ausschließlich zum Hören von nützlichem Wissen einsetzen.”

Das
Recht der Augen

Nach
der Erläuterung und Definierung der Rechte der Ohren verweist seine Exzellenz,
Imam Sajad A.S. , auf die Rechte der Augen und äußert folgendes: “Das
Recht der Augen liegt darin, dass du sie vor allen Dingen, welche dir nicht
halal oder islamisch erlaubt sind, verschließt und setze sie nicht vulgär ein,
außer zur Aneignung einer Lehre, sodass du dadurch Kenntnisse erwirbst oder dir
Wissen aneignest. Das Gesehene dient nämlich als Mittel zur Lektion.”[4]

Der
allmächtige Gott weist in der heiligen Sure Al- Balad auf die Großartigkeit des
Segens der Augen hin und offenbart folgendes: ” Haben
Wir ihm nicht zwei Augen gemacht.” Al- Balad | 90: 8 . Die Bedeutung
dieses Segens rührt daher, dass der Mensch zwar mittels seiner Augen die größte
Verbindung mit seiner äußerlichen Umgebung aufbaut, jedoch leider nicht alle
Menschen die Kapazität dazu besitzen, auf akkurate Art und Weise Gebrauch von
diesem göttlichen Segen zu machen; sodass der heilige Koran folgendes
offenbart: “[…] und sie haben Augen, mit denen sie nicht sehen […]”
Al- A’raf | 7: 179 .

Wenn
der Mensch diesen göttlichen Segen nämlich auf akkurate Art und Weise zum
Einsatz bringt, kann er in seinem praktischen Verhalten und der Katharsis den
größten Nutzen daraus ziehen. Über den edelmütigen Gesandten Gottes S.A.S.
wird nämlich folgende Aussage überliefert: “Oh Menschensohn, wenn deine
Zunge dich zu verbotenen Dingen verleiten möchte, so habe ich dir zwei Lippen
gegeben, die dich davon abhalten und davor bewahren. Schließe die Lippen. Und
wenn deine Augen dich dazu verleiten möchten, verbotene Dinge zu betrachten, so
habe ich dir zwei Augenlieder gegeben. Schließe sie.”[5]

Der
Mensch muss mithilfe seiner Augen auf viele Dinge achten. Beispielsweise muss
er auf die Mahlzeiten und die Nahrung achten, die er isst und zu sich nimmt,
dass sie sauber und rein und islamrechtlich erlaubt und zum Verzehr geeignet
sind. In der heiligen Sure Abasa wird folgendes offenbart: ” So
soll der Mensch doch seine Nahrung betrachten.” Abasa | 80: 24 . Es ist
aber möglich, dass es sich nicht nur um einen flüchtigen Blick handelt und der
Mensch auch auf sein praktisches Essen und seine praktischen Aufnahmen achten
muss und beispielsweise darauf achten muss, durch welche Person er sich Wissen
aneignet. Seine Exzellenz, Imam Bagher A.S. , äußert in Bezug auf diesen
heiligen Koranvers nämlich folgendes: ”
عِلمُهُ‏ الَّذِي‏ يَأْخُذُهُ‏ عَمَّنْ يَأْخُذُه”[6]

Der
allmächtige Gott hat den Menschen an unterschiedlichen Orten und in Bezug auf
diverse Thematiken dazu eingeladen, alles zu betrachten und zu mustern.
Beispielsweise: ” So durchwandert die Erde und schaut, wie der
Ausgang derer war, welche die Wahrheit für eine Lüge erklärt haben.”
Al-i-Imran | 3:137 Und an einer anderen Stelle offenbart er folgendes: ”
Sprich:
“Zieht auf Erden umher und schauet, wie Er ein erstes Mal die Schöpfung
hervorbrachte.” Al- Ankabut | 29: 20 . Daher zählen lehrreiche Blicke zu
denjenigen Dingen, auf die man ernsthaft und gewissenhaft achten sollte.
Außerdem sollte der Mensch alle Dinge aus seiner Umgebung und seinem Umfeld
oder all diejenigen Dinge, mit denen er konfrontiert wird, mit einer solchen
Betrachtungsweise in Augenschein nehmen.

Seine
Exzellenz, Imam Ali A.S. äußert nämlich folgendes: “Es gibt so
zahlreiche Lektionen und Lehren, aber leider zu wenige Menschen, die etwas
lernen möchten.”[7] In einer Überlieferung
über Imam Ali A.S. steht folgendes geschrieben: Als seine Exzellenz, Imam Ali
A.S. Madain Mahuza durchquerte und die Palastruinen Taq-e Kisra betrachtete,
erinnerte sich einer seiner Gefährten an ein Gedicht, welches von Ibn Heyz
Yahya verfasst wurde:                                                     


Die Winde wehten über ihre verbliebenen Ruinen und man hört neben dem wehenden
Wind auch etwas anderes zwischen ihren Palästen . Man sagt sie hatten alle
einen Treffpunkt und eilen nun gemeinsam zu diesem Treffpunkt.”[8]

In
diesem Moment äußerte seine Exzellenz, Imam Ali A.S. folgendes: Wieso hast du
nicht diese heiligen Koranverse aufgesagt? “Wie zahlreich waren die Gärten
und die Quellen, die sie zurückließen! Und die Kornfelder und die ehrenvollen
Stätten! Und wie war das Wohlleben, dessen sie sich erfreut hatten! So
geschah es, dass Wir all dies einem anderen Volk zum Erbe gaben. Weder Himmel
noch Erde weinten über sie, noch wurde ihnen eine Frist gewährt.” Ad-
Dukhan | 44: 25-29 . Diese heiligen Verse handeln jedoch vom Pharao und seinem
Volk. Nach so langer Qual wurde ihre Regierung und ihr Land dem israelischen
Volk überlassen und sie ertranken allesamt im Meer und kein Faktor konnte ihnen
helfen  und sie befreien. Zweifellos kann
eine solch lehrende Betrachtungsweise sehr zur Entwicklung des Menschen
beitragen und in diesem Rahmen eine tragende Rolle spielen.

Nichtsdestotrotz
sollte man die göttlichen Segen verwenden und von ihnen Gebrauch machen und die
Augen vor Dingen verschließen, welche vom allmächtigen Gott verboten wurden.
Seine Exzellenz, Imam Ali A.S. äußert nämlich folgendes: “Schließt eure
Augen vor verbotenen Blicken.”[9]



[1] Ibn Shobeh Harani, Hassan Ibn Ali.
Tohaf Aloghool. S. 257. Qom. Jame’eh Modaresin. 2.
Auflage. 1404 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[2] Koleyni, Mohammad Ibn Yaghoub. Alkafi. Bd. 2. S. 456. Hadith 13. Tehran. Darol Ketabol
Eslami. 4. Auflage. 1407 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[3] An- Nahl | 16: 78 ; Al- Mu’minun
| 23: 78 ; Al- Baqara | 2: 7 ; Fussilat | 41: 20

[4] Ibn Shobeh Harani. Tohaf Aloghool.
S. 257.

[5] Tabarsi, Fazl Ibn Hassan. Majma
Albayan Fi Tafsir Alqoran. Bd. 10. S. 748. Untersuchung von Fazlollah Yazdi
Tabatabaei. Tehran. Naser Khosro. 3. Auflage. 1372
iranische Zeitrechnung.

[6] Koleyni, Mohammad Ibn Yaghoub. Alkafi. Bd. 1. S. 50. Hadith 8.
Tehran. Darol Ketabol Eslami. 4. Auflage. 1407 islamisch-arabische
Zeitrechnung.

[7] Nahjul Balagheh. Weisheit 297.

[8] Karajaki, Mohammad Ibn Ali. Kanz Alfavaed. Bd. 1. S. 315. Qom.
Darolzakhaer. 1. Auflage. 1410 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[9] Nahjul Balagheh. Predigt 193.

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