Freitagsansprache von 20.11.2015

von Ayatollah
Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des
Allerbarmers

Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm
für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in
allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein
Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen
und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und
Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

In
Bezug auf die menschlichen Körperteile existieren zahlreiche Diskussionen mit
unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Unter anderem wird hinterfragt, auf
welche Art und Weise man von den menschlichen Körperteilen Gebrauch machen
kann, um daraus Nutzen für die Entwicklung und Vollkommenheit zu ziehen? Nach
den Lehren des heiligen Korans stellen die menschlichen Körperteile und
Körperglieder einen göttlichen Segen dar, wenn sie zu ihrer Zeit und auf
angebrachte und angemessene Art und Weise eingesetzt werden. Falls dies aber
nicht der Fall ist, so können die einzelnen Körperteile zu Problemen für den Menschen
führen. Wir betrachten diese Körperteile meistens jedoch sehr oberflächlich.
Wenn aber einem dieser Körperteile ein Problem widerfährt und sie Schmerzen
erleiden müssen, beginnt der Mensch erst damit, diesen Körperteil zu schätzen.

Andererseits
werden Körperteile und Körperglieder eher selten als ausschlaggebender Faktor
für die Glückseligkeit, das Wachstum und die Freude des Menschen betrachtet. In
der “Abhandlung der Rechte” Risalat al- Huquq seiner Exzellenz,
Imam Sajad A.S. , werden diese Körperteile aus der Sicht moralischer Rechte
betrachtet und die Verpflichtungen und Aufgaben jedes einzelnen bedeutenden
Körperteils untersucht. Diejenigen Aspekte, welche mittels seiner Exzellenz
A.S. in Bezug auf jeden einzelnen dieser Körperteile offenbart wurde, können
ein umfangreiches und großes Tor in Bezug auf die Erkenntnisse über diesen
Körperteil bieten.

Das Recht des Fußes

In
Bezug auf das “Recht des Fußes” äußert seine Exzellenz, Imam Sajad
A.S. , folgendes: “Das Recht deiner Füße besteht darin, dass du mit ihnen
nicht an Orte gehst, die du nicht betreten darfst, und mit ihnen keinen Weg
beschreitest, der zur Entehrung des Reisenden führt, da sie dich tragen und
dich in Richtung der Religion bewegen und die Bürde immer vor dir auf sich nehmen.
Und es gibt keine Kraft, außer mit der Hilfe und Unterstützung des allmächtigen
Gottes.”[1]

Aus
den anderen Koranversen und Überlieferungen geht auch hervor, dass man jeden
einzelnen Körperteil zur Erlangung der Vollkommenheit einsetzen sollte; und
dass man alle Körperteile in die richtige und akkurate Richtung und
Orientierung erziehen sollte. Der Fuß stellt auch keine Ausnahme dieser Regelung
dar, sodass der Mensch sich um die Art und Weise seines Gangs bemühen muss und
versuchen sollte, gemäßigt zu laufen – weder stolz, noch unterwürfig. Aus
diesem Grund offenbart der heilige Koran in Bezug auf Ebadolrahman und den
Geschöpfen des allmächtigen Gottes folgendes: ” Und
die Diener des Allerbarmers sind diejenigen, die sanftmütig auf der Erde
schreiten; und wenn die Unwissenden sie anreden, sprechen sie friedlich zu
ihnen .” Al- Furqan | 25: 63 .

Und
in einem weiteren Koranvers offenbart er, dass der Gang des Menschen nicht auf
Stolz und Hochmut basieren darf: ” Und wandle nicht überheblich
auf der Erde; denn du kannst weder die Erde durchbrechen, noch kannst du die
Berge an Höhe erreichen.” Al- Isra | 17: 37 . Dieses moralische Gebot
rührt daher, dass der Mensch sein Wesen und sein Inneres auf eine solche Art
und Weise kontrolliert und erzieht, dass er der Wahrheit gegenüber Demut
besitzt und sogar in der Begegnung mit anderen Menschen von Demut zeugt. Wenn
im Menschen nämlich Stolz, Überheblichkeit, Egoismus und Erhabenheit entsteht,
wird dies durch das äußerliche Verhalten des Menschen offensichtlich und deutlich
erkennbar.

Derjenige
Körperteil, welcher ein stolzes und überhebliches Verhalten am meisten
widerspiegelt, ist der “Fuß”. Aus diesem Grund werden die moralischen
Gebote für diesen Körperteil in Form vom “Recht der Füße”
widergegeben. Der Mensch muss aus allen Betrachtungsweisen heraus darauf achten
und seine Verpflichtungen und Aufgaben dem Fuß gegenüber erfüllen. Aus diesem
Grund gibt es eine interessante Überlieferung über den edelmütigen Propheten
S.A.S. , dass er eines Tages eine Straße durchquerte, in der sich einige
Menschen an einem Ort versammelt hatten. Seine Exzellenz S.A.S. fragte nach
dem Grund dieser Versammlung. Man antwortete: “Es gibt einen Verrückten,
der die Menschen mit seinen verrückten und lustigen Taten und Handlungen um sich
versammelt hat.” Der edelmütige Prophet S.A.S. rief die Menschen zu sich
und äußerte folgendes:

“Soll
ich euch den wahren Verrückten vorstellen?” Alle waren ruhig und hörten
mit all ihrer Aufmerksamkeit zu. In diesem Moment offenbarte er folgendes: “Derjenige,
der mit Stolz und Erhabenheit wandert und andauernd nach rechts und links
Ausschau hält und sein Becken parallel zu seinen Schultern bewegt, derjenige,
bei dem die Menschen keinerlei Hoffnung auf Hilfe und Unterstützung haben, und
vor dessen Unheil sie nicht bewahrt sind, dieser ist wahrlich der Verrückte.
Die Person, die ihr hier betrachtet ist lediglich krank.”[2] Aus diesem Grund äußert
seine Exzellenz, Loghman, in seinem letzten Willen folgendes zu seinem Sohn:
” […] und schreite nicht mit Heiterkeit auf Erden; denn Allah
liebt keine eingebildeten Prahler.” Luqman | 31: 18 .

Aus
diesem Grund muss man diesen Körperteil als einen göttlichen Segen akkurat
einsetzen und ihn nicht von seinem Hauptweg abbringen und fehlleiten. Daher
offenbart Imam Sajad A.S. , dass das Recht der Füße darin liegt, mit ihnen nur
von Gott erlaubte Orte zu betreten und sich nicht auf einem islamrechtlich
verbotenem Weg zu bewegen und mit den Füßen keinen Weg zu beschreiten, der zur
Unterdrückung und Demütigung anderer Menschen führt.

Obwohl
die Füße nach außen hin dich als Menschen tragen, liegt deren Kontrolle
trotzdem in deiner Hand und du kannst deine Füße in die Richtung des Rechts
leiten und mit ihnen den Weg der Religion beschreiten und darauf wandern.
Zweifellos rührt jegliche Energie aus der Kraft, mit der der allmächtige Gott
die Menschen gesegnet hat. Und mit dieser göttlichen Kraft und Energie sollte
man sich auf dem Weg der Rechtleitung bewegen. Am Tag des Jüngsten Gerichts
werden nämlich genau diese “Füße” vom allmächtigen Gott beauftragt,
die guten und schlechten Taten des Menschen zu bezeugen und sie gehören unter
anderem zu den Zeugen, die Aussagen über die Handlungen des Menschen treffen
und diese belegen.

Der
heilige Koran offenbart in einem seiner Verse nämlich folgendes: ” Heute
versiegeln Wir ihre Münder, jedoch ihre Hände werden zu Uns sprechen, und ihre
Füße werden all das bezeugen, was sie erworben haben.” Ya- Sin | 36: 65 .
Eine ähnliche Bedeutung wird im 24. Vers der heiligen Sure An- Nur offenbart.
Hier steht folgendes: “[…] an dem Tage, wo ihre Zungen und ihre Hände
und ihre Füße gegen sie das bezeugen werden, was sie getan haben.” An-
Nur | 24: 24 .

Unter
Beachtung dieser Aspekte sollte der Mensch mit einer akkuraten und richtigen
Erziehung seiner Körperteile diese auf ihren Hauptweg leiten. Der Mensch sollte
richtig laufen, er sollte seine Schritte auf dem Weg der Religion Gottes
beschreiten und sich mit Demut auf seinem Weg fortbewegen. Außerdem sollte der
Mensch sich auf dem Weg der Erfüllung der Wünsche seiner Mitmenschen bewegen.
Zweifellos besitzt die Belohnung einer solchen Tat nämlich einen sehr großen
Umfang. Über seine Exzellenz, Imam Sadegh A.S. , wird nämlich überliefert,
dass er folgendes gesagt hat: “Es gibt keinen Gläubigen, welcher auf dem
Weg der Erfüllung der Wünsche seines frommen und gläubigen Mitmenschen handelt,
ohne dass der allmächtige Gott einen Schritt für ihn tätigt und ihn mit einer
Belohnung segnet und eine seiner Sünden streicht und ihm einen höheren Rang
schenkt.”[3]
Und in einer weiteren Überlieferung von Imam Sajad A.S. wird festgehalten,
dass seine Exzellenz in diesem Zusammenhang folgendes offenbart hat: “Du
wirst mit deinen Füßen auf der As-Sirat-Brücke stehen[4], pass auf, dass deine Füße
dich noch halten können und nicht erzittern und du in die Tiefe des Feuers
stürzt.”[5]

Demzufolge
ist die akkurate Erziehung der Körperteile von großer Bedeutung und man sollte
diesen Aspekt nicht leichtfertig und oberflächlich betrachten. Wenn diese
Körperteile nämlich auf richtige und akkurate Art und Weise erzogen werden,
können alle Menschen die Vollkommenheit erlangen.



[1] Ibn Shobeh Harani, Hassan Ibn Ali. Tohaf
Aloghool. S.257. Qom. Jame’eh Modaresin. 2. Auflage. 1363
islamisch-arabische Zeitrechnung.

[2] Majlesi, Mohammad Bagher.
Baharolanvar. Bd. 70. S. 233. Hadith 32. Naghlan En
Alkhesal. Beyrut. Dar Ahya Altoras Alarabi. 2. Auflage. 1403
islamisch-arabische Zeitrechnung.

[3] Koleyni, Mohammad Ibn Yaghoub. Alkafi. Bd. 2. S. 197. Hadith 5. Tehran. Darol Ketabol
Eslami. 4. Auflage. 1407 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[4] Die As-Sirat-Brücke stellt die Brücke dar, welche die Menschen
laut islamischer Lehre im Jenseits beschreiten, um in das Paradies
einzutreten.

[5] Ibn Babouyeh. Man La Yahzar Alfaghih. Bd. 2. S. 619. Hadith 3214.
Qom. Islamischer Verlag. 2. Auflage. 1413 islamisch-arabische Zeitrechnung .

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